Ins Leben gerufen wurde die Aktion bereits 1975 durch einen Kaplan und Jugendliche aus der Pfarrei. Später wurde sie vom damaligen Pastoralreferenten weitergeführt, der auch das Ehepaar Windelschmidt um Mithilfe anfragte. Den beiden kam diese Anfrage sehr gelegen, denn sie wünschten sich schon seit längerer Zeit einen Heiligen Abend, an dem die Weihnachtsbotschaft spürbar wird, erinnert sich Helmut Windelschmidt. „Die Christmette mit Orgel und Chor war mir persönlich zu viel Festlichkeit. Das entsprach so gar nicht der Botschaft, die in der Bibel steht, denn da gab’s nur einen kalten Stall und kein Glockengeläut.“
Also stand für beide schnell fest: „Das kann eigentlich nicht das sein, was uns den Rest des Lebens begleitet an diesem Abend“, und so schlossen sie sich der Aktion an. Dabei habe sie anfangs viele Vorbehalte gehabt, gesteht Renate Windelschmidt: „Wir hatten mit diesen Menschen ja keinerlei Berührungspunkte.“ Außerdem seien die Gäste damals ausschließlich Männer gewesen, sodass gerade sie als Frau große Bedenken begleitet hätten. Diese Ängste hätten sich jedoch rasch verflüchtigt, als sie die Dankbarkeit der Gäste erlebt habe. „Sie glauben nicht, wie glücklich man ist, wenn sich die Leute abends mit Handschlag verabschieden.“ Und ihr Fazit schon aus den ersten Begegnungen bleibt bis heute: „Man bekommt unheimlich viel zurück.“
Inzwischen ist der Kreis der Gäste so sehr gewachsen – im letzten Jahr waren es 65 -, dass man von der Christina-Stube in die größeren Räume der evangelischen Gemeinde Jülich, das Bonhoeffer-Haus, umziehen musste. Dort wird bereits am Nachmittag gekocht und alles schön hergerichtet. Dabei erhält das Team auch Unterstützung durch Jülicher Sponsoren.
Ein Metzgermeister hat jahrelang das Essen spendiert. „Er hat immer gesagt: ‚Wenn ich hier war und gesehen habe, dass es den Leuten schmeckt, dann ist für mich Weihnachten‘“, erzählt Herr Windelschmidt. Als dieser Metzger in Rente ging, habe er eine Spendenaktion ins Leben gerufen, um weiterhin die Versorgung mit Essen sicherzustellen. Seither stelle er sich als Koch in den Dienst der guten Sache.
In den letzten Jahren seien auch immer wieder Musiker da gewesen, die Weihnachtslieder gespielt hätten. Diese würden immer sehr inbrünstig gesungen, weiß Frau Windelschmidt zu berichten. „Wir haben an diesem Abend schon viele Tränen gesehen. Selbst die härtesten Jungs werden da ganz weich.“ Im Laufe des Abends würden auch die Gespräche oft sehr persönlich: „Die Menschen erzählen uns freiwillig ihr ganzes Schicksal, ohne dass wir auch nur eine Frage stellen. Das Zuhören ist ganz wichtig an diesem Abend.“
Inzwischen bekommt jeder Gast am Ende des Abends eine Tüte mit Lebensmitteln, Kaffee, Zigaretten u. ä. mit. Wer nicht alleine nach Hause kommt, wird mit dem Auto gefahren. Aber nicht nur die Gäste gehen beschenkt nach Hause: „Die Dankbarkeit der Menschen ist mehr Lohn als jeder Fünfziger im Portemonnaie“, sind die Windelschmidts überzeugt, denn „in jedem unserer Mitmenschen begegnet uns Christus.“
Pastoralassistentin Mareike Jauß