Die dunkle Jahreszeit, in der uns die Natur die Vergänglichkeit des irdischen Daseins jeden Tag vor Augen führt, verführt geradezu zur Interpretation einer Requiem-Vertonung.
Der Propsteichor wird am 22. November um 17 Uhr in der Propsteikirche Jülich eine solche Komposition im Rahmen eines geistlichen Konzertes singen: Das Requiem von Gabriel Fauré (1845-1924).
Diese Vertonung ist in Inhalt und Charakter anders als viele bisher bekannte Requiem-Kompositionen:
So verzichtet Fauré ganz bewusst auf das „Dies Irae“ – berühmt, ergreifend und erschütternd zugleich in den Kompositionen von Mozart und Verdi vertont – und damit auf die Androhung von Strafe und Hölle.
Gabriel Faurés Vorstellung vom Jenseits war eine liebevolle, friedvolle und von Geborgenheit und Liebe getragene Vorstellung. „Mein Requiem ist so sanftmütig wie ich selbst“, sagte Fauré zu seinem Werk.
Und so wirkt dieses harmonisch feinfühlige, hochsensible Werk in seiner musikalischen Einheit als ein unbeschreiblicher Trost innerhalb des Bewusstseins der eigenen Vergänglichkeit. Konsequent endet das Werk mit der lateinischen Antiphon „In paradisum“, dem Übergang ins Paradies, von Engeln empfangen, um mit dem einst armen Lazarus zu ruhen in Frieden, so der Text der Antiphon.
Christof Rück