Vertrauen wagen… Gedenken zum 9. November

Vertrauen wagen… Gedenken zum 9. November

Einladung zur Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die Pogrome am 9. November 1938

Die Leitungsgremien der katholischen Pfarrei Heilig Geist Jülich und der evangelischen Kirchengemeinde Jülich haben beschlossen, das Gedenken zum 9. November weiterhin gemeinsam zu gestalten, nachdem sich die „Jülicher Gesellschaft gegen das Vergessen und für die Toleranz“ im Frühjahr dieses Jahres aus der Geschäftsführung für diese Gedenkveranstaltung zurückgezogen hatte. Diesen Dienst hat sie über sehr viele Jahre übernommen, dafür sprechen wir ausdrücklich unseren Dank aus.

Die Erfahrungen der vergangenen Jahre bedenkend, haben beide Gemeinden nun entschieden, einige Änderungen vorzunehmen. So soll die Veranstaltung zukünftig immer am 9. November stattfinden, egal auf welchen Wochentag dieses Datum fällt. Die Gesamtdauer des Gedenkens soll nicht länger als 45 Minuten sein. Die Veranstaltung beginnt, wie vordem, an der Gedenktafel der ehemaligen Synagoge, mit kurzen Beiträgen der Kirchen sowie Vertretern von jüdischen und muslimischen Gläubigen und der Stadt Jülich, sofern sie sich dem Gedenken anschließen möchten.

Im jährlichen Wechsel sollen, wie bisher auch, Schülerinnen und Schüler aus den weiterführenden Schulen in Jülich mit ihren Beiträgen eingebunden werden.

Im Anschluss gibt es einen Kerzenzug zum Mahnmal am Propst-Bechte-Platz, an dem es noch einen kurzen Programmpunkt gibt, um mit einem gemeinsamen Abschluss die Veranstaltung zu beenden.

Dieses Jahr beginnt die Gedenkveranstaltung am Samstag, 9. November, um 17 Uhr an der Gedenktafel der ehemaligen Synagoge.

Zum Abschluss laden wir gerne wieder zu einem Beisammensein in das Dietrich-Bonhoeffer-Haus ein.

Vertrauen wagen…

Das diesjährige Gedenken ist unter das Motto „Vertrauen wagen…“ gestellt. Wir leben in Zeiten, in denen viele nur noch in ihrer eigenen „Blase“ leben, nur noch sich selbst und ihre persönlichen Bedürfnisse und Befindlichkeiten im Blick haben, während sie andere Menschen verzerrt durch eine Brille von Falschinformationen, Hass und Missgunst wahrnehmen.

Wenn Menschen in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts gewagt hätten, ihren eigenen Erfahrungen mit jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern mehr als ideologischer Hetzpropaganda zu vertrauen, hätte der Nationalsozialismus nicht erstarken können…

Weil viele Menschen auch heute nicht bereit sind, ihre Vorurteile und Feindbilder zur Seite zu stellen, weil viele nicht wagen, im Anderen den Menschen zu entdecken, der verletzlich und mit Würde ausgestattet ist wie sie selbst, ist das Leben für allzu viele Menschen an allzu vielen Orten hier bei uns und weltweit unerträglich.

Die Erinnerung an die Ereignisse des 9. November 1938 soll Mahnung sein und Ermutigung zugleich, die Wachsamkeit nicht aufzugeben und allen, die Menschenfeindlichkeit propagieren, in Wort und Tat entgegenzutreten.

Für die ev. Kirchengemeinde Jülich und die kath. Pfarrei Heilig Geist
Pfarrerin Elke Wenzel und Pfarrer Hans-Otto von Danwitz

Fotos: privat
Inschrift: Mahnmal auf dem Propst-Bechte-Platz