Was macht man drei Monate als Priester, wenn man nicht mehr so regulär auf dem Dienstplan steht? In meinem Fall: eine zweiwöchige, alternative Ayurveda-Kur zur Behandlung von Erschöpfung in Sri Lanka samt Begegnung mit Fr. Tyronne Perera und zwei Monate Dienst in der Bahnhofsmission Düren – alles im Rahmen des „Wüstenjahres“.
„Wieso sind Sie denn hier? Ich dachte, Sie wären in der Wüste!“, haben mich in den letzten Monaten einige gefragt, die mich in Jülich getroffen haben. Allerdings suche ich in meinem „Wüstenjahr“ weniger die Sandwüste, sondern die anderen Orte, um Gott außerhalb der (manchmal blendenden) Routine zu entdecken. Tatsächlich bin ich in den letzten Monaten eher außerhalb der klassischen kirchlichen Orte unterwegs gewesen und habe einen neuen Blick für unser kirchliches Tun gewonnen, meine ich…
Vor Reisen nach Sri Lanka hatte das Auswärtige Amt gewarnt wegen der unstabilen politischen Situation und der mangelnden wirtschaftlichen Versorgungslage – aus meiner Sicht unnötig. Die Menschen in Sri Lanka leben zu einem großen Teil vom Tourismus.
Die Ayurveda-Kur war ein wunderbares Erlebnis, in dieser subtropischen und ziemlich paradiesischen Welt die Erschöpfung loszuwerden und wieder zu Kräften zu kommen.
Ein besonderes Erlebnis war das Wiedersehen mit Fr. Tyronne, der 2018 und 2019 Gast unserer Pfarrei war und im Dezember 2019 Deutschland verlassen hatte. Sein Bischof hatte ihm wieder eine Aufgabe als Pfarrer anvertraut. Allerdings wurde er so krank, dass er eine neue Niere brauchte. Sein Glück war, dass er im April 2022 dann wirklich eine neue Niere bekam. Sein Unglück war jedoch, dass durch die Operation andere Organe in Mitleidenschaft gezogen wurden; so durfte er wochenlang kaum richtig essen und musste seine inneren Verletzungen langsam heilen lassen.
Nach der Operation war Fr. Tyronne in einem Pflegeheim der Erzdiözese Colombo untergebracht, das sonst nur für altersschwache Priester vorgesehen ist. Zum Treffen am Strand und anschließenden Abendessen mit Blick auf das rauschende Meer wurde Tyronne von einem Pfleger begleitet, der ihn stützte und für Notfälle begleitete. Es war für ihn das erste Mal nach sechs Monaten, dass er das Pflegeheim verlassen durfte – in dem er immer noch untergebracht ist wegen andauernder Komplikationen.
Im November und Dezember durfte ich dann Dienst tun in der Bahnhofsmission Düren und Menschen außerhalb meiner bisherigen Lebenswelt näher kennenlernen.
Seit Januar arbeite ich mich ein als „Administrator“, also als Ersatz-Pfarrer für die GdG „grenzenlos“ im Nordwesten Aachens – und erlebe wie hier in Jülich ganz viele engagierte Menschen. Dem Anliegen des Wüstenjahres will ich treu bleiben, nicht meine Zeit restlos zu verplanen, sondern für göttliche Begegnungen offen und aufmerksam zu bleiben.
Schauen wir mal, was die Zukunft uns noch so alles an Begegnungen und Veränderungen bringt, mit denen wir im Sinne Christi gut umgehen, auf dass sie uns Gott immer näher bringen!
Ihr Josef Wolff
Fotos: Josef Wolff