Wenn sich das Bistum Aachen in den kommenden Jahren nicht nur inhaltlich, sondern auch in den Strukturen auf die Zukunft ausrichtet, dann verändern sich nicht nur Grenzen und Verantwortlichkeitsbereiche, sondern auch Begriffe und Formulierungen. Einige sollen im Folgenden erklärt werden.
Ein grundlegendes Element sind die sogenannten „Orte von Kirche“. Als Orte gelebten Christseins sind sie die Basis für die zukünftigen Pastoralen Räume – also auch für den zukünftigen Pastoralen Raum Aldenhoven/Jülich.
Bereits jetzt gibt es auf dem Gebiet der katholischen Kirche im Jülicher Land vielfältige Orte, Gruppen, Initiativen, Gemeinden, an denen sich gelebtes Christsein in Gemeinschaft ereignet. Sie sind nah an den Lebenszusammenhängen der Menschen und da, wo Menschen sich engagieren und nach eigenen Ausdrucksformen des Christseins suchen.Diese sollen zukünftig als „Orte von Kirche“ bezeichnet werden. Sie verwirklichen einen der Grundvollzüge der Kirche (Gottesdienst/Liturgie, Verkündigung/Katechese, Diakonie/Caritas, Gemeinschaftsbildung) und sind offen für die jeweils anderen Elemente kirchlichen Lebens. Sie werden vom neu zu schaffenden Leitungsteam des Pastoralen Raums bestätigt und vernetzt.
Die Orte von Kirche können sehr unterschiedlich sein: Sie können eine territoriale, zielgruppenorientierte, thematische, lokale, personelle oder institutionelle Ausrichtung haben – dabei können es sowohl nicht-kirchliche Orte sein, an denen Kirche bewusst teilhaben möchte und darf, als auch bereits kirchlich geprägte Orte. Sie können analog sowie digital, dauerhaft oder projekthaft bzw. fluide sein.
Einige Beispiele dafür sind: Kath. Kindertagesstätten oder Schulen, territoriale Gemeinden, katholische Verbände oder Ver-eine, Bibelkreise (vor Ort oder digital), Chorgemeinschaften, Gebetsgruppen, die Jugend- oder Familienkirche, diakonische Projekte, Wallfahrtsgruppen, Kinder- oder Jugendgruppen u.v.m.
Die Verantwortlichen im Bistum Aachen haben dazu festgelegt, dass Orte von Kirche sich für Leben und Glauben von Menschen als besonders relevant und förderungswürdig erweisen, wenn sie der Freiheit, Begegnung und Ermöglichung dienen und unterschiedliche Begabungen und Charismen wertschätzen. Sie sollen dabei vom Evangelium inspiriert (missionarisch) sein und sich im Dienst am konkreten Menschen (diakonisch) ausrichten. Sie stehen in Kontakt und Austausch zum Pastoralen Raum und vernetzen sich untereinander in einer Vollversammlung.
Zukünftig sollen die Orte von Kirche durch die Leitungsgremien im Pastoralen Raum in einem vom Bistum beschriebenen Verfahren bestätigt werden. Für die Bestätigung sind vier Kriterien festgehalten:
- Lebendig sein: mit Bezug zur Lebensrealität der Menschen im Sozialraum einladend, das Zeugnis der Frohen Botschaft gebend, das Leben als Ort der Gottesbegegnung feiernd
- Wirksam sein: das Wirken des Heiligen Geistes und das Evangelium Jesu Christi erfahrbar machend, Strahlkraft entfaltend, Menschen anziehend
- Gemeinschaftlich und solidarisch sein: einladend – um Leben und Glauben zu teilen, die Nähe Gottes erfahrbar machend, Annahme und Unterstützung gebend
- Engagement & Entwicklung ermöglichen: Begabungen und Christsein fördernd, der Vielfalt Raum gebend und auf die Einheit der Kirche geöffnet, Neues erprobend
Als Leitgedanken für die Bestätigungen gibt das Bistum mit: „Die Kriterien sollen inspirierend gelesen und wohlwollend angewendet werden. Gleichzeitig gilt: Wo es keinen lebendigen Bezug zum Evangelium und zur Lebenswirklichkeit der Menschen mehr gibt, wo Gemeinschaft nicht gepflegt und interessierte Menschen mit dem Spruch ‚Etwas Neues brauchen wir nicht. Das haben wir hier immer schon so gemacht.‘ abgewiesenwerden, müssen Abschiede aktiv gestaltet werden, um an anderer Stelle neue Dynamik entfalten und Ressourcen zielgerichteter einsetzen zu können.“
Viele Elemente und Begriffe auf dem Weg zu den zukünftigen Pastoralen Räumen sind noch ein wenig fremd und müssen vor Ort erst mit Leben gefüllt werden. Dazu kommen die zurzeit verantwortlichen Gremien – GdG-Räte, Kirchenvorstände und Pastoralteams – zu Beratungen im zukünftigen Pastoralen Raum Aldenhoven/Jülich in mehreren Sitzungen bis zum Sommer zusammen. Es geht zunächst darum, sich kennenzulernen, voneinander zu hören und gemeinsame Ideen und Wege zu beraten.
Die Verantwortlichen im Bistum werden in den nächsten Wochen die Verfahren und Bestimmungen für die wesentlichen neuen Gremien im Pastoralen Raum festlegen und kommunizieren – so zum Leitungsteam, zum Rat des Pastoralen Raums und zur Vollversammlung der Orte von Kirche.
Ich denke, es lohnt sich, wenn wir uns gemeinsam der sich immer weiter verändernden Situation der Kirche in unserer Gesellschaft stellen. Mit der Frohen Botschaft im Rücken und mit Mut und Zuversicht im Herzen können wir so neue Wege gehen, weil Gottes Geist mit uns unterwegs ist.
Pastoralreferentin & Promotorin Barbara Biel