Hat Jahwe sich von uns abgewandt? Ich glaube: nein!
Impuls von Diakon Joachim Baumann
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„Eine seltsame Zeit“, sagen die einen. „Hat Gott uns das eingebrockt?“, fragen andere. Und wieder andere nähen Mundschutz. Zuneigung ist angesagt, auch wenn Abstand die richtige Haltung ist.
Sei mir geneigt, Jahwe, denn angst ist mir. Jahwe, ich rufe dich an. (Ps 31)
Ja, angst ist mir auch. Wenn ich an Menschen denke, die jetzt alleine in Pflegeheimen sitzen und warten und die Welt nicht mehr verstehen. Wenn ich an Alleinerziehende denke, die um ihr finanzielles Auskommen bangen. Wenn ich in unsere Gesellschaft schaue und auch jetzt die bekannten Muster von Gier und von „ich zuerst“ wiederfinde. Aber wie sollte es anders sein?
Und gleichzeitig nehme ich so viel solidarisches Mittun wahr, eine neue Kreativität – so zum Beispiel, wenn im Kloster Ettal statt Gin Desinfektionsmittel hergestellt wird.
Foto: cm dasilva / pixabay
Hat Jahwe sich von uns abgewandt? Ich glaube: nein!
Und ich rufe ihn an. Manchmal voller Angst. In der Stille.
Im Gehen und Kommen meines Atems spüre ich seine Nähe. Sein Zugeneigtsein.
Diese Nähe spüre ich in mir. Das ist gut so, denn überall muss ich Abstand halten. Alles überschattet die Angst, andere anzustecken oder selbst angesteckt zu werden. Abstand halten ist zur notwendigen Haltung geworden. Und das ist gut so!
Jahwe erlebe ich auch in diesen Tagen grenzüberschreitend.
Ja, als den „ganz anderen“. Mir zugeneigt in mitten der Angst.
Wie ihn anrufen? In der Stille und im Abstand halten.
Ja, es kann ermutigend sein, die Angst einfach beim Namen zu nennen. Zu Hause in der Familie, am Telefon mit Freunden/innen und im Beten. In uns, in jedem und jeder von uns, kann neue Kraft wachsen! Viele kreative Wege der Mitmenschlichkeit tun sich dann auf.
Text: Joachim Baumann
Ps 31: Übersetzung nach Fridolin Stier, Für helle und dunkle Tage, Kösel 1994.
Der Impuls wurde entdeckt von Pastoralreferentin Barbara Biel.