Pilgerstation: Schophoven, St. Barbara
Patronat: Die heilige Barbara könnte im 3./4. Jahrhundert in der heutigen Türkei gelebt haben. Wahrscheinlicher aber ist sie eine der großen Legendengestalten der katholischen Kirche mit starkem Symbolgehalt und noch stärkerer Wirkkraft. Dass man sie 1969 aus dem Heiligenkalender der Kirche strich, weil man ihre Existenz bezweifelte, sie aber wegen ihrer Beliebtheit 2001 wieder in diesen Kalender aufnahm, dieses Schicksal teilt sie mit der heiligen Katharina von Alexandrien. Barbara, Katharina und Margaretha sind die die drei heiligen Frauen unter den vierzehn Nothelfern. Ungezählte Legenden ranken sich um Barbara. Ihr wegen ihrer Schönheit eifersüchtiger Vater soll sie in einen Turm gesperrt und schließlich selbst enthauptet haben, weil sie Christin wurde und in den Turm drei statt zwei Fenster einbauen ließ, zum Zeichen dafür, dass sie an Gottes Dreifaltigkeit glaubte. An ihrem Festtag, dem 04. Dezember, stellt man auch heute noch Kirschzweige in eine Vase, die, wenn alles gut geht, Weihnachten blühen sollen. Die Blüten stehen für das Kind in der Krippe, den »Zweig aus der Wurzel Jesse« (Jes 11.1). Barbara ist, weil sie in einem dunklen Turm leben musste, bis heute die Patronin der Bergleute, von denen ihr Festtag feierlich begangen wird.
Aus der Geschichte des Ortes und der Kirche: Bis zur kommunalen Neugliederung 1972 gehörte Schophoven als selbständige Gemeinde mit dem nur zwei Höfe umfassenden Ort Viehöven und Gut Müllenark zum alten Kreis Düren. Heute ist es eine Ortschaft in der Gemeinde Inden, die vom Braunkohlen-Tagebau in großen Teilen abgebaggert wird. Schophoven bleibt zwar erhalten, wird aber durch einen Restsee des Tagebaubereichs vom Zentralort Inden-Altorf völlig abgetrennt. Ab 01.01.2013 gehört die Gemeinde kirchlich deshalb nicht mehr zur GdG Inden-Langerwehe, sondern zur Pfarre Heilig-Geist Jülich.
In Schophoven gab es wohl 1533 eine Barbara-Kapelle, die zu Müllenark gehörte, und dort im 14. Jahrhundert wahrscheinlich ein Dorf und auch eine Kirche. Zur Pfarre erhoben wurde Schophoven aber erst 1855.
Ausstattung: Die heutige schlichte Kirche von 1859 mit klassizistischen Elementen, deren Kriegsschäden um 1950 beseitigt waren, wurde vom Dürener Kreisbaumeister Kriescher erbaut und soll an die berühmte romanische Bartholomäus-Kapelle in Paderborn erinnern. Sie besitzt mehrere kleinere Ausstattungsstücke, die leider nicht genau zuzuordnen sind. Ein großes Wandbild in der Apsis vor dem zugemauerten Mittelfenster, das Christus als Weltenherrscher zeigt, stammt wohl aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bemerkenswert ist eine barocke Madonna mit Kind aus dem 17. Jh.
Interessant sind zehn farbige, Fenster des Kirchenschiffes. Die jeweils zwei Bahnen der Fenster sind großenteils mit Kreis- und Kreuzornamenten gestaltet. Fünf von ihnen enthalten kleine, auf die Kirche in Schophoven bezogene Bilder: die heilige Barbara mit Turm und Kelch, den heiligen Jäger Hubertus als Schutzpatron der Schützen aus Schophoven, Ähren und Trauben als Symbole für Christi Leib und Blut, ein Symbol der hl. Dreifaltigkeit, wobei für Christus Kreuz und Kelch stehen, sowie einen Braunkohlenbagger in der das Dorf umgebenden Landschaft. Franz Bonnekamp gestaltete diese Fenster wohl im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts.
An der Nordseite des Turmes befindet sich ein moderner Rundbau, der als Taufkapelle dient und großzügig farbig verglast ist. Der Künstler dieses Bildes, das um 1960 entstand und Gottes Geist über den Wassern zeigt, ist unbekannt.
Hingewiesen sei noch auf die farbige Verglasung der Friedhofskapelle aus der Zeit um 1975 in unmittelbarer Nähe der Kirche mit sehr schönen freien Kompositionen des 2011 verstorbenen Alsdorfer Glasmalers Ludwig Schaffrath.
Beachtenswert
Zwei km nördlich von Schophoven befindet sich an der Straße nach Kirchberg der Weiler Viehöven mit einer Kapelle zur »Königin des Friedens«, die nach Plänen des Kölner Architekten August Carl Lange 1874 errichtet wurde. Sie besitzt einen barocken Altar-Tisch, möglicherweise aus dem 1857 abgerissenen Barbara-Kapellchen in Schophoven. In der Apsis des Raumes befinden sich zwei kleinere Fenster mit recht modernen Glasbildern, die einmal »Christi Geburt« und einmal die »Verkündigung« an Maria zeigen. Entworfen hat die Bilder Joh. Beeck (1927-2010) aus Hinsbeck in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts.