Jedes Jahr freue ich mich besonders auf den Mai, denn dieser Monat ist für mich mit seinen Farben und seinem Licht der Inbegriff für die Kraft des Lebens. Die Winterzeit ist endgültig vorbei – zu Ende ist die Zeit, in der die Natur scheinbar stillsteht und wie tot wirkt. Die Stürme des Wechsels vom Winter zum Frühjahr haben sich gelegt, die Erde ist gut getränkt mit dem Regen und der Schneeschmelze, die Sonne gewinnt zunehmend an Kraft und scheint wohltuend warm, aber nicht zu heiß.
Mit soviel Wohlfühlfaktor wünsche ich mir die Welt öfter – lebendig und frisch, stärkend und erholsam, blühend und mit Fülle. Und so wünsche ich mir auch die Kirche, die christliche Gemeinschaft – belebend und mit „fresh expressions“, den Menschen zugewandt und sie aufrichtend – als einen Garten, in dem ganz verschiedene Pflanzen und Blumen blühen dürfen in Vielfalt.
Bei Jesaja 43,19 steht ein Satz, der mich immer wieder bewegt, weil er mir Mut macht: „Siehe, nun mache ich etwas Neues. Schon sprießt es, merkt ihr es nicht? Ja, ich lege einen Weg an durch die Wüste und Flüsse durchs Ödland.“ (nach der Einheitsübersetzung 2016) Für den Propheten Jesaja steht es ganz fest: Gott selber spricht hier, er macht Mut – selbst in der ausweglos scheinenden Situation des Exils, in der Vertreibung.
Noch deutlicher wird Gottes bewegende Energie in der Bibelübersetzung Hoffnung für alle, hier heißt es:
„Schaut nach vorne, denn ich will etwas Neues tun! Es hat schon begonnen, habt ihr es noch nicht gemerkt? Durch die Wüste will ich eine Straße bauen, Flüsse sollen in der öden Gegend fließen.“
Ich will etwas Neues tun … das bedeutet: Von Gott geht der Impuls zur Veränderung aus, er ist die Kraft, die Neues schafft. Er lässt einen Weg durch die Wüste anlegen, er lässt Wasser sprudeln, damit die Wüste aufblüht. Und er will, dass sein Volk sich mit ihm auf den Weg durch die Wüste macht, den Weg benutzt, aus den Quellen trinkt. Diese Ansage an das Volk Israel in schwerer Zeit ist gut vergleichbar mit der herausfordernden Zeit, in der sich die Kirche und die christliche Gemeinschaft heute befinden. Viele schauen noch nach hinten, zu der angeblich „guten alten (katholischen) Zeit“ – ein Ortsteil, eine Kirche, eine Gemeinde, ein Pastor als Hirte… und (fast) alle sind dabei. Das gibt es schon länger nicht mehr – seit den 1980-er Jahren verändert sich die kirchliche Wirklichkeit in zunehmendem Tempo.
Wer das Neue erleben will, muss aufbrechen und das Alte zurück lassen. Das ist eigentlich folgerichtig und doch für alle schwer – es macht vielen Angst. Denn noch ist das Was und Wie des Neuen in der Entwicklung der kirchlichen Gemeinschaft unbestimmt und schwer vorzustellen. Wie geht es also weiter? Wie kann es geschehen, dass Gott Neues tut und die Menschen neues Leben in den christlichen Gemeinschaften bemerken?
Aufbruch und Zukunft von Kirche können nur gelingen, wenn jeder Christ und jede Christin darauf vertraut,
- dass Gottes Geist in seiner Kirche und im Leben der Menschen wirkt,
- dass Gott durch alle Getauften die Charismen (Gnadengaben) für den Aufbau der Kirche immer wieder neu schenkt,
- dass die Getauften mit ihrem Leben den christlichen Glauben in der Gesellschaft erfahrbar und spürbar machen.
Wenn alle Getauften darauf vertrauen, in diesem Sinn handeln und Verantwortung teilen, dann hat Kirche eine Zukunft als ein blühender Garten mit unterschiedlichen Pflanzen und Blumen in Vielfalt.
„Schaut nach vorne, denn ich will etwas Neues tun! Es hat schon begonnen, habt ihr es noch nicht gemerkt?“
Pastoralreferentin Barbara Biel
Zukunft wächst.
El futuro está creciendo.
Future is growing.
Zokunf weed jroß.
L´avenir se développe.
Adolescit futurum.
O futuro está crescendo.
Il futuro sta crescendo.