Wortgottesfeiern
Eucharistie- und Wortgottesfeiern finden am Vorabend der Sonntage im Wechsel statt und sind gleichermaßen von den Kirchenbesuchern angenommen.
Der Sonntag ist der Tag, an dem die christliche Gemeinde ihres Herrn gedenkt. Im Messopfer wird die Erlösungstat Christi am Kreuz immer wieder für uns gegenwärtig. Seit ältester christlicher Zeit ist deshalb der Sonntag auch der Tag, an dem die christliche Gemeinde zusammenkommt, um in Treue das Vermächtnis Jesu gemeinsam mit dem Priester der Gemeinde zu feiern.
Der Mangel an Priestern in unserer Zeit zwingt aber dazu, dass auch Gottesdienste ohne Priester gefeiert werden müssen. Jedoch ist es wichtig, dass die Gemeinde sich zum gemeinsamen Gottesdienst trifft, auch wenn kein Priester zugegen ist. So kann die Glaubensgemeinschaft vor Ort bestehen bleiben. Dabei bekommt das Engagement und das Glaubenszeugnis der Christen in einer Gemeinde ein ganz neues Gewicht.
Schon 1975 haben die deutschen Bischöfe auf einer gemeinsamen Synode hierzu Richtlinien verabschiedet und 1983 eingehend die dogmatischen, rechtlichen, pastoralen und liturgischen Aspekte des Problems erörtert und dargestellt. Bei einem Gottesdienst ohne Priester muss jede Verwechslung mit einer Messfeier vermieden werden, deshalb dürfen die für die Eucharistiefeier wesentlichen Elemente Gabenbereitung und eucharistisches Hochgebet in einer Wortgottesfeier nicht enthalten sein.
Wesentliche Teile des Wortgottesdienstes sind die Schriftlesungen, der Antwortpsalm, Predigt, Fürbitten, Glaubensbekenntnis (auch als Lied), Vaterunser, Friedensgruß und Segensgebet. Der Gottesdienst soll so gestaltet werden, dass er ganz dem Beten dient und als eine liturgische Versammlung erscheint und nicht als bloßes Treffen. Die Teilnahme an einer Wortgottesfeier gilt für die Gläubigen als Erfüllung der Sonntagspflicht.
Neben den Wortgottesfeiern mit und ohne Kommunionempfang bieten Teile des Stundengebets der Kirche, wie die Laudes am Morgen, die Vesper am Abend, eine Andacht aus dem „Gotteslob“, das gemeinsame Rosenkranzgebet oder Formen der Volksfrömmigkeit (z.B. Maiandachten), gute Möglichkeiten, die Gemeinschaft der Gläubigen vor Ort zu stärken.
Die Verantwortung für die Feier des sonntäglichen Gottesdienstes ohne Priester liegt beim zuständigen Pfarrer, der für die Vorbereitung und Durchführung verantwortlich ist.
Bis 1995 hatte unsere Gemeinde Sankt Stephanus einen eigenen Priester. Es war für die Christen vor Ort eine gewaltige Umstellung, nach seinem Ausscheiden den neuen Pfarrer mit anderen Gemeinden „teilen“ zu müssen. Bereits 1995 erwarben vier Gemeindemitglieder nach einem längeren Vorbereitungskurs die Befähigung, Wortgottesdienste zu leiten. Dazu wurde ihnen eine „Beauftragungsurkunde“ im Auftrag des Bischofs von Aachen durch den Regionaldekan verliehen. Heute sind in unserer Gemeinde fünf Gottesdienstleiter/innen tätig, denen jeweils ein(e) Lektor(in) zugeordnet ist. Nach anfänglichem Zögern hat die Gemeinde die Wortgottesdienste überwiegend akzeptiert und gut aufgenommen.
Trotz der Umbrüche unserer Zeit und in unserer Kirche (Zusammenlegung von Gemeinden zu immer größeren Verbänden, Schließung von Kirchen usw.) dürfen wir engagierten Christen nicht den Mut verlieren. Bei unserem vielfältigen Tun in der Gemeinde und bei unseren Gottesdiensten dürfen wir sicher sein, dass Christus in unserer Mitte zugegen ist und uns stärkt. Denn er hat gesagt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“